32. SONNTAG im Jahreskreis
Mt 25, 1-13
Ich habe nur ein Leben. Ich habe nur eine Chance, etwas daraus zu machen. Ich kann mein Leben verspielen, durch Unachtsamkeit vergeuden, indem ich darauf vergesse, was lebenswichtig ist, worauf es ankommt, damit mein Leben gelingt.
Meine Lebenszeit wird immer wichtiger, je klarer mir bewusst ist, dass sie begrenzt ist. Sehe ich mein Leben von seinem Ende her, wird es leichter, vieles als nebensächlich zu betrachten Manches wird dann auch intensiver. Mein Verhältnis zu den anderen wird auch anders.
Wann gelingt mein Leben? Wenn ich bei Gott ende, endgültig mit ihm verbunden bin, in seiner „Lebenswelt“ lande, in seinem Reich. Das ist mein höchstes Ziel, meine höchste Lebenserfüllung. In der Bibel wird dieses Ziel oft bildlich als eine unvorstellbar schöne Hochzeitsfeier vor Augen gestellt. Für Menschen, die in der Wüste lebten, Nomaden waren, war so eine Hochzeitsfeier das Höchste der Gefühle. Unsere Zukunft mit Gott ist etwas unheimliches Schönes. Wir sind eingeladen.
Jesus ist der Bräutigam in seiner Erzählung. Wir sind die Jungfrauen. Gehören wir zu den „dummen“ oder zu den „klugen“? Baue ich mein Lebenshaus auf Jesus, auf felsigen Boden, oder baue ich es auf Sand und setze ich mein Leben damit aufs Spiel ?
Um mein Lebensziel zu erreichen, muss ich mich an Jesus halten. Denn er hat gesagt: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ In ihm kann ich erkennen, wer Gott ist. In ihm spricht und handelt Gott. In ihm hat Gott sich selbst ganz ausgesagt. In ihm ist das liebende Ja von Gott zu uns endgültig und definitiv offenbar geworden. Wer von nun an wissen will, wer Gott ist, muss auf Jesus schauen. Wer ihn sieht, sieht Gott. Wer ihm begegnet, begegnet Gott selbst. Möchte ich die Einladung von Gott zu seinem Fest annehmen, nehme ich sie ernst?
Es ist entscheidend, ob mein Verlangen nach Gott und Jesus in mir „brennt“, wie ein Feuer, das nicht gelöscht werden darf durch mein Nachlassen, meine Gedankenlosigkeit. Ist mein Glaube an Gott und an Jesus lebendig? Brennt meine Lampe voll und ganz?
Eine Lampe ohne Öl bringt nicht viel. Wo mein Glaube nichts hat, was ihn am Leben hält, wo er nicht genügend Öl, Brennstoff, Energie hat, wenn er nicht durchtränkt ist von Lebendigkeit und Freude, wo er nicht gepflegt und immer weiter ausgeprägt wird, da hat er keine Chance, so wie der Docht einer Lampe, die kein Öl mehr in sich trägt.
Kümmere ich mich zu wenig darum, kann das Feuer in mir lange genug brennen? Oder bin ich auf Sparflamme, nur ein glimmender Docht? Habe ich genügend Glaubenskraft, die mein Leben lang anhält, auch wenn ich nicht weiß, wie lange das dauern wird?
Ich habe nur dieses eine Leben, und das will ich nicht vermasseln. Deswegen bin ich wachsam, kümmere ich mich dauernd um meine Beziehung zu Jesus, zu Gott. Ich möchte von ihm nicht entfremden. Meine Lampe, das Licht, das Feuer in mir darf nicht gelöscht werden. Es ist vernünftig, klug von mir, so zu denken und danach zu handeln. Es geht um mein Leben.
Einmal wird es ein Ende haben. Es wird dann bewertet. Ich muss Rechenschaft darüber ablegen, was ich aus meinem Leben gemacht habe: Jesus gegenüber, Gott gegenüber. Das macht mir keine Angst, weil ich einem mich liebenden Gott entgegengehe. Nur darf dieses Bewusstsein in mir nicht schwach werden, nicht ausgelöscht durch eine Lebensweise, die mich von ihm entfremdet. Ich soll wachsam sein, so dass meine Beziehung zu ihm nicht abbricht. Wachsam sein, ist weise und klug: Mich offen halten für das, was Gott mir sagen will in all meinen Lebenssituationen. Bin ich bereit jetzt, in diesem Augenblick - so wie ich bin - vor Gott zu erscheinen, ihm „von Angesicht zu Angesicht“, d.h. direkt persönlich zu begegnen? Bin ich in der richtigen Stimmung an seinem Hochzeitsfest teilzu-nehmen?
„Ja wenn der Herr einst wiederkommt, dann lass mich auch dabei sein“, heißt es in einem uns allen bekannten Lied.